Der Begriff Kolposkopie stammt aus dem altgriechischen und setzt sich aus den Worten Kolpo (Scheide) und Skop (betrachten, erspähen) zusammen. Dabei handelt es sich um eine gynäkologische Untersuchung, die vorwiegend zur Krebsvorsorge durchgeführt wird. In diesem Zusammenhang erfolgt ein genauer Check-up der Vaginalschleimhaut (Scheide), des Muttermundes (Ostium uteri) und des Gebärmutterhalses (Cervix uteri). Bei der Untersuchung kommt ein Kolposkop zum Einsatz, d. h., eine mikroskopische Lupe mit bis zu 40-facher Vergrößerung. Neben der routinemäßigen Gebärmutterhalsspiegelung kann der Gynäkologe aufgrund der Vergrößerung auch bei einem Verdacht auf Krebs wegen veränderter Schleimhautstrukturen oder sonstigen Verdachtssymptomen eine differenzierte Diagnostik durchführen.
Inhaltsverzeichnis
4.1 Ablauf
1 Historie des Kolposkops
Das Kolposkop wurde 1925 von dem bekannten Plazentaforscher und damaligen Oberarzt der Uniklinik Bonn Hans Hinselmann, wahrscheinlich beauftragt vom Ordinarius, zur Früherkennung von Karzinomen der Zervix erfunden. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten entstand in Zusammenarbeit mit der Firma Leitz das erste von Hinselmann entwickelte Kolposkop mit einer 6- bis 12-fachen Vergrößerung. Dank der Erfindung ist heute die Differenzierung von abnormen und normalen gynäkologischen Befunden möglich.
Als Traut und Papanicolaou später im Jahr 1941 den zytologischen Zervixabstrich entwickelten, war schnell klar, dass sich der Abstrich zwar besser für das Primärscreening eignet, die Kolposkopie jedoch nach wie vor eine hervorragende Möglichkeit zur Beurteilung und Abklärung von Auffälligkeiten darstellt.
2 Definition Kolposkopie
Die gynäkologische Untersuchung mit dem Kolposkop ermöglicht eine 6- bis 40-fache beleuchtete Vergrößerung der Schleimhaut-Epithelstruktur. Infolge der Verteilung einer Jodlösung oder einer 3- bis 5-prozentigen Essiglösung auf dem Gebärmutterhals färben sich bestimmte Zellstrukturen ein, was der frühzeitigen Erkennung von Krebs oder einer Krebsvorstufe dient.
Im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung wird die Kolposkopie grundsätzlich und obligatorisch durchgeführt. Das Kolposkop fungiert auch als Operationsmikroskop während eines gynäkologischen Eingriffs. Die Vergrößerung erlaubt, dass der Gynäkologe eine suspekt erscheinende Schleimhautstelle gezielt biopsieren kann.
Darüber hinaus wird die gezielte Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) zur histologischen Untersuchung des Gewebematerials bei Verdacht auf einen Tumor ebenfalls mit dem Kolposkop vorgenommen.
Grundsätzlich können folgende Symptome Gynäkologen zu einer kolposkopischen Untersuchung bewegen:
- Verdächtiger zytologischer Abstrich (z. B. HPV)
- Veränderte Gewebestrukturen in der Vaginalschleimhaut oder am Gebärmutterhals bzw. Muttermund
- Scheidenausfluss
- Infektionen und Entzündungen
- Blutungen außerhalb der natürlichen Menstruation
- Nachsorgeuntersuchung nach einer Krebserkrankung
- Bekannte Krebserkrankung oder Krebsvorstufe
Dank der Kolposkopie ist es Gynäkologen möglich, selbst kleinste Gewebedefekte, Anschwellungen oder Blutungen zu erkennen und folglich eine schnelle und frühzeitige Behandlung einzuleiten.
3 Aufbau des Kolposkops
In seinem Ursprung hatte das Kolposkop einen einfachen technischen Aufbau. Mittlerweile ist die Entwicklung unter Berücksichtigung hochwertiger und innovativer Qualitätsanforderungen weit fortgeschritten. Das Gerät kann direkt am gynäkologischen Behandlungsstuhl adaptiert oder auf einem Rollstativ individuell in unterschiedlichen Behandlungszimmern eingesetzt werden. Exzellente Optiken, extreme Vergrößerungen, 3D-Bildgebung, LED-Ausleuchtung und erstklassige Farbdarstellung dienen der optimalen Durchführung der Gebärmutterhalsspiegelung. Dabei wird dem Gynäkologen ein ermüdungsfreies Arbeiten ohne direkte körperliche Berührung ermöglicht. Durch die einstellbaren Okularveränderungen im Hinblick auf Bildschärfe, Neigung, Vergrößerungsstufe, Grünfilter, Beleuchtungsstärke und Höhe führt die gynäkologische Untersuchung mit dem Kolposkop zu einer genauen sowie professionellen Einschätzung und Diagnose.
Mit Videokolposkopen kann das Bildmaterial im Anschluss an die Untersuchung digital in die Praxissoftware eingespielt und der digitalen Patientinnen-Kartei zugeordnet werden.
4 Kolposkopische Untersuchung
4.1 Ablauf
Nachdem der Gynäkologe die Scheidenwände mit einem Spekulum vorsichtig auseinandergezogen hat, wird das Kolposkop direkt vor dem Scheideneingang positioniert. Durch die Ausleuchtung sowie die 6- bis 40-fache Vergrößerung und das Auftupfen von Jod und/oder verdünnter Essiglösung kann der Arzt ggf. den krankhaft veränderten Zellbereich erkennen. Aufgrund der Einfärbung wird gesundes Gewebe mithilfe der Jodlösung und krankhaftes Gewebe durch eine weißere Reflexion infolge der aufgetragenen Essigsäure sichtbar. Die Untersuchung ist in der Regel schmerzfrei und wird ambulant durchgeführt.
4.2 Risiken der kolposkopischen Untersuchung
Die kolposkopische Untersuchung verläuft komplikationslos. In sehr seltenen Fällen kann es bei einer Biopsie zu einer leichten Blutung oder leichten Schmerzen kommen. In diesem Zusammenhang führt der Arzt ggf. eine Lokalanästhesie durch. Auch während einer Schwangerschaft kann die Kolposkopie ohne Bedenken für Mutter und Kind durchgeführt werden. Die Dauer der gynäkologischen Untersuchung beläuft sich auf ca. 20 bis 30 Minuten. Sofern eine Jodunverträglichkeit besteht, muss dies dem Arzt mitgeteilt werden.
Im Anschluss kann es zu einem leichten, rotbräunlichen Ausfluss (Jodlösung) kommen, der nicht unüblich ist und keinerlei Gefahr darstellt. Die Patientin sollte 3 bis 4 Tage auf die Verwendung von Tampons, Vollbäder und Geschlechtsverkehr verzichten. Im Falle, dass nach der Kolposkopie starke Blutungen oder Schmerzen auftreten, ist der Arzt umgehend zu verständigen bzw. aufzusuchen.
4.3 Kosten der Kolposkopie
Teilweise werden die Kosten für die Kolposkopie von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Eine Gebührenziffer für die Vorsorgeuntersuchung gibt es jedoch nicht. Die Abrechnung der Kosten in Höhe von ca. 80 Euro erfolgt privatärztlich (nach GOÄ). Frauen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren können einmal jährlich (Pap-Test) und Frauen ab 35 Jahren alle drei Jahre (Pap- und HPV-Test) einen kostenlosen Abstrich bei ihrem Gynäkologen vornehmen lassen. Bei auffälligen Abstrich-Befunden werden die Kosten für die Gebärmutterhalsspiegelung von der Krankenkasse übernommen.
5 Kolposkopische Befunde
Unter Einsatz der Kolposkopie wird eine Befunddifferenzierung der zytologischen Dysplasie-Diagnostik im Zusammenhang mit der HPV-Infektion ermöglicht. Ein kolposkopischer Befund in Verbindung mit einer sogenannten Knipsbiopsie (kolposkopische Gewebeentnahme) belegt kleinste krankhafte Zellveränderungen und Dysplasien. Letzteres bezieht sich auf Fehlbildungen des Gewebes am Gebärmutterhals, der Scheide und/oder der Schamlippen. Dysplasien verursachen keine Beschwerden und sind eine gutartige Zellveränderung. Sie können sich jedoch zu einer Krebserkrankung weiterentwickeln und stellen demnach eine Krebsvorstufe dar.
Auch in Zeiten molekularbiologischer Testmöglichkeiten bleibt die Kolposkopie mit ihrer leichten Anwendung in der gynäkologischen Praxis eine wichtige Komponente zur diagnostischen Beurteilung des Genitalepithels. Gleichzeitig wird der Anspruch an die Leistungsfähigkeit eines Kolposkops in Zukunft weiter steigen.